Wer jetzt denkt, wir hätten gleich mit der Produktion begonnen, irrt sich gewaltig. Der nächste zu bewältigende Schritt war der kaufmännische. Die Wochen zuvor war meine Frau Abends in der Volkshochschule und drückte die „Schulbank“. Von Buchführung war da ja früher in der Schule mal was. Aber dreißig Jahre später? Also nix mehr Sudoku sondern T-Konten mussten die Gehirnwindungen verarbeiten. Ebenso die kalkulatorischen Dinge wie Wareneinkauf, Zulieferer finden und Preisermittlungen durchführen, erledigte meine Frau neben ihrer Hauptbeschäftigung. Schnell erkannte sie deshalb, dass eine Produktion bei uns zu Hause im Keller aus Platzgründen heraus nicht realisierbar war.
Während ich noch an und mit der Optimierung des Herstellungsablaufes und der Farbgebung beschäftigt war, studierte sie nicht nur ihre VHS-Hausaufgaben, sondern auch die Immobilienanzeigen der regionalen Wochenblätter und der Tageszeitung nach geeigneten Gewerbeflächen. Anhand der von uns errechneten Zahlen und der daraus resultierenden Maschinenanzahl für die von uns geplanten vier Farbvarianten, kamen wir auf eine benötigte Produktionsfläche von ca. einhundert bis einhundertzwanzig Quadratmeter. So kam es demnach auch im Herbst 2014 zu mehreren Besichtigungen. Uns beiden war klar, dass es ein für unsere Belange zugeschnittenes Objekt nicht geben würde. Viele Faktoren, welche bereits im Vorfeld in unsere Überlegungen einfließen mussten, wollten bedacht und berücksichtigt werden. Wie gestaltet sich die Verkehrsanbindung? Kann eine Anlieferung oder die Abholung mit LKW erfolgen? Sind Parkflächen und Wendemöglichkeiten vorhanden? Ist der Lieferbereich überdacht oder müssen wir die Rohstoffe zusätzlich in Plastiksäcke verpacken lassen? Welche Mehrkosten entstehen hierdurch? In welchem Umfeld ist das Objekt gelegen? Gewerbegebiet, Mischgewerbegebiet, Dorfmischgebiet, Dorfgebiet oder Wohngebiet? Überall andere Auflagen. Was ist mit den Brandschutzbestimmungen? Wieviel Strom kann vom Versorger überhaupt zur Verfügung gestellt werden? Welche Vorinstallation ist bereits vorhanden? Was muss noch zusätzlich installiert werden? Dies war ja auch wieder mit zusätzlichen Kosten verbunden. Diese und noch weitere Überlegungen mussten berücksichtigt werden, gaben uns zu Denken und beschäftigten uns noch einige Zeit.
Bild „Werkstatt zu Hause“
Die Masse der angebotenen Gewerbeflächen schied von Anfang an aus, da eine Anlieferung mit größeren Fahrzeugen aufgrund des Gewichtes nicht erlaubt war. Andere Objekte wurden in Wohngebieten oder sogar im Innenstadtbereich (Fußgängerzone) angeboten. Zudem nervte unser Steuerberater permanent. „Wir müssten jetzt endlich das Gewerbe anmelden“, gab er uns mehrfach deutlich zu verstehen. Ich drückte mich so lange es ging um diesen Termin. Ich denke jeder kann´s nachvollziehen. Es dauerte aber nicht lange, bis meine Frau mir auf die Schliche kam. So wurde ein Termin auf der Gemeinde anberaumt. Dieser verlief für mein Empfinden sehr entspannt, konstruktiv und wurde rasch abgewickelt. Nun waren wir „Geschäftsleute“.
Bild „Prost“
Wegen der erfolgreichen Geschäftsanmeldung lud ich meine Frau zu Kaffee und Kuchen ein. Daraus wurde dann aber nichts. Während der Fahrt zu dem von uns favorisierten Lokal fiel meiner Frau wieder eine Anzeige aus unserem lokalen Wochenblatt ein. Die kurze Frage ihrerseits, ob ich denn „da jetzt schon angerufen hätte?“ wurde von mir mit einem ebenso knappen „Nein“ beantwortet. Warum? Dieser Anzeige war als Text nur zu entnehmen, „Gewerbefläche zu vermieten“ und eine ortszugehörige Telefonnummer. Mehr nicht. Keine Flächenangabe, keine Lageangabe und auch keine Angabe hinsichtlich des erwarteten Mietzinses. Des „lieben Friedens Willen“ fuhr ich auf den nächsten Parkplatz und wählte die angegebene Nummer.
Bereits mit dem zweiten Freizeichen meldete sich eine männliche Stimme. Ich dachte sofort „schlechtes Zeichen, da wartet Einer nur auf den Anruf“. Ob meines Zögerns ergriff meine Frau das Wort, da das Handy in der Freisprecheinrichtung unseres Autos steckte. Sie fragte kurz die relevanten Eckdaten ab und bekam immer sofort kurz, knapp und sachlich die erforderlichen Informationen. Finale Frage unseres unbekannten Gegenübers war „und, ham Sie Interesse?“. Ohne meine Meinung einzuholen bejahte meine Frau dessen Frage. Ich dachte mir nur „na sei´s drum“. Da mir die Lage des Objektes bekannt war fuhr ich los, wendete bei der nächsten Gelegenheit und aus dem Kaffee wurde nichts, da der vereinbarter Termin in die entgegengesetzte Richtung führte.
Bild „Landschaft“ (Zugspitze 04/2014 (Damp))
Am vereinbarten Treffpunkt erwartete uns bereits der Eigentümer. Dieser war mit einem Mountainbike der „ersten Generation“ in typischer Allgäuer Arbeitskluft „angereist“. Also nix mit Lederhose und feinem Zwirn, sondern blaue Latzhose und Gummistiefel. Ein Mann der Tat. Für einen Allgäuer erwies sich dieser aber als gesprächig und eloquent. Freundlich begrüßte er uns. Ich schätzte ihn auf Ende Sechzig – Anfang Siebzig. Der Jahreszeit entsprechend, Ende November eigentlich normal, trug dieser eine handgestrickte Pudelmütze, jedoch stach mir sofort sein kugelförmiger Ohrring ins Auge. Cool; dachte ich mir. Erinnerte mich jener doch an meine eigenen „wilden“ Jahre. Wie ein Magnet wirkten jedoch seine lebenslustigen, hellen, regen und ausdrucksstarken Augen auf mich. Seine lockere, aufgeschlossene und humorvolle Art war ich von der hiesigen Bevölkerung eigentlich nicht gewohnt. Auch meine Frau nicht. Wir waren beide positiv überrascht. Die beiderseitigen Lachfalten an den Augen und den Mundwinkeln passten ins Bild. Der Drei-Tage-Bart rundete sein Erscheinungsbild ab. Das ging ja schon mal gut los. So was war uns in den bereits absolvierten Begehungen und Verhandlungen noch nicht vorgekommen. Wir waren positiv gespannt auf das was nun geschehen würde.
Bild „Kiesplatz Richtung Westen“
Von unserem Treffpunkt aus führten drei Wege in die von mir vermutete Richtung. Rechts zu einem Garagentor (zu wenig Fläche), Mittig über eine Auffahrt zu einem mit Brettern beschlagenen Heuboden (im Winter saukalt) und links in eine Einfahrt hinunter. Wir wählten zu meiner Erleichterung den linken Weg zu einer dreiflügligen, verglasten Werkstatttüre. Diese lies sich nur schwer öffnen, begleitet von den Worten „war scho lang nimmar auf“. Hierfür war die plausible Erklärung sofort parat - unseren Augen präsentierte sich nämlich ein leerer Viehstall.
Bild „alter Viehstall“
Aber irgendetwas passte nicht. Überall waren Starkstromsteckdosen und Druckluftleitungen angebracht. Die vorhandenen Futterrinnen am Boden und die „Krägen“ für die Kühe waren ja nachvollziehbar. Aber der Rest? Auch hierfür wurde die Erklärung alsbald geliefert. In den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts wurde das Gebäude geplant, gebaut und zu landwirtschaftlichen Zwecken genutzt.
Bild „Traktor in Scheune“
In der darüber befindlichen Tenne befand sich eine Legebatterie mit über eintausend Legehennen. Zum Wechsel in die sechziger Jahre wurde die Landwirtschaft aufgegeben um in den Räumlichkeiten eine Kfz-Werkstatt zu etablieren. Diese wurde dann vom Vorbesitzer bis Ende 2011 betrieben. Daher also der Kraftstrom und die Druckluftleitungen.
Bild „Werkstatt“ von Gutachter Bolz
Darauf folgten mehrere kurze, schnell wechselnde Mietverhältnisse, ebenso im Kfz-Bereich angesiedelt. Aus diesem Grund heraus nahm der Eigentümer vermutlich erfreut zur Kenntnis, dass wir etwas ganz anderes vorhatten. Laut seinen Schilderungen kam es vor allem bei den letzten Vermietungen immer wieder zu Problemen zwischen den Mietern und den Bewohnern der umliegenden Wohnhäuser wegen des Lärmes. Vor allem am Wochenende. Von daher hatte die Frage seinerseits nach unseren Produktionszeiten oberste Priorität. Was wir herstellen wollten, war erst mal nebensächlich. Als nächste Frage kam dann ob und wenn ja mit welchen Maschinen gearbeitet würde. Auch diese Frage wurde von uns zu dessen Zufriedenheit beantwortet. Nachdem noch weitere Punkte besprochen wurden, waren wir uns schnell handelseinig. Die Halle war groß, es gab eine Räumlichkeit für Lager und Versand sowie eine Fläche, welche als Büro für meine Frau (sehr zur Erleichterung des Steuerberaters) genutzt werden konnte. Meiner Frau und mir gefiel dieses Objekt. Es hatte so ein gewisses Flair. Auch wenn ich bereits nach ca. einer Viertelstunde bereits einschätzen konnte, was da an Arbeit auf mich zukommen würde. So wurde nach kurzer Zeit der verbale Mietvertrag geschlossen. Wir wollten uns schon verabschieden, als es dann doch noch zur finalen Fragestellung kam: „Was macht´s denn eigentlich?“. Nachdem wir ihm kurz unsere Idee und das damit verbundene Konzept eingehend erklärt hatten, wich seine anfängliche Zurückhaltung und er erkannte zwei Dinge: Erstens, dass wir uns ernsthaft mit dem Vorhaben auseinander gesetzt hatten, und
zweitens, dass daraus ein dauerhaftes Mietverhältnis entstehen könnte. Aus diesem Grund unterstützte er uns dann auch durch Investitionen seinerseits in die Bausubstanz.
Bild „Werkstatt während der Renovierung“
Auf mich aber kamen viele arbeitsintensive Wochen zu, in welchen ich unsere Produktionsfläche so gestaltete, wie sie sich jetzt präsentiert.
Bild „Produktionsfläche jetzt“
Wer jetzt denkt, wir hätten gleich mit der Produktion begonnen, irrt sich gewaltig. Der nächste zu bewältigende Schritt war der kaufmännische. Die Wochen zuvor war meine Frau...
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Wer jetzt denkt, wir hätten gleich mit der Produktion begonnen, irrt sich gewaltig. Der nächste zu bewältigende Schritt war der kaufmännische. Die Wochen zuvor war meine Frau Abends in der Volkshochschule und drückte die „Schulbank“. Von Buchführung war da ja früher in der Schule mal was. Aber dreißig Jahre später? Also nix mehr Sudoku sondern T-Konten mussten die Gehirnwindungen verarbeiten. Ebenso die kalkulatorischen Dinge wie Wareneinkauf, Zulieferer finden und Preisermittlungen durchführen, erledigte meine Frau neben ihrer Hauptbeschäftigung. Schnell erkannte sie deshalb, dass eine Produktion bei uns zu Hause im Keller aus Platzgründen heraus nicht realisierbar war.
Während ich noch an und mit der Optimierung des Herstellungsablaufes und der Farbgebung beschäftigt war, studierte sie nicht nur ihre VHS-Hausaufgaben, sondern auch die Immobilienanzeigen der regionalen Wochenblätter und der Tageszeitung nach geeigneten Gewerbeflächen. Anhand der von uns errechneten Zahlen und der daraus resultierenden Maschinenanzahl für die von uns geplanten vier Farbvarianten, kamen wir auf eine benötigte Produktionsfläche von ca. einhundert bis einhundertzwanzig Quadratmeter. So kam es demnach auch im Herbst 2014 zu mehreren Besichtigungen. Uns beiden war klar, dass es ein für unsere Belange zugeschnittenes Objekt nicht geben würde. Viele Faktoren, welche bereits im Vorfeld in unsere Überlegungen einfließen mussten, wollten bedacht und berücksichtigt werden. Wie gestaltet sich die Verkehrsanbindung? Kann eine Anlieferung oder die Abholung mit LKW erfolgen? Sind Parkflächen und Wendemöglichkeiten vorhanden? Ist der Lieferbereich überdacht oder müssen wir die Rohstoffe zusätzlich in Plastiksäcke verpacken lassen? Welche Mehrkosten entstehen hierdurch? In welchem Umfeld ist das Objekt gelegen? Gewerbegebiet, Mischgewerbegebiet, Dorfmischgebiet, Dorfgebiet oder Wohngebiet? Überall andere Auflagen. Was ist mit den Brandschutzbestimmungen? Wieviel Strom kann vom Versorger überhaupt zur Verfügung gestellt werden? Welche Vorinstallation ist bereits vorhanden? Was muss noch zusätzlich installiert werden? Dies war ja auch wieder mit zusätzlichen Kosten verbunden. Diese und noch weitere Überlegungen mussten berücksichtigt werden, gaben uns zu Denken und beschäftigten uns noch einige Zeit.
Bild „Werkstatt zu Hause“
Die Masse der angebotenen Gewerbeflächen schied von Anfang an aus, da eine Anlieferung mit größeren Fahrzeugen aufgrund des Gewichtes nicht erlaubt war. Andere Objekte wurden in Wohngebieten oder sogar im Innenstadtbereich (Fußgängerzone) angeboten. Zudem nervte unser Steuerberater permanent. „Wir müssten jetzt endlich das Gewerbe anmelden“, gab er uns mehrfach deutlich zu verstehen. Ich drückte mich so lange es ging um diesen Termin. Ich denke jeder kann´s nachvollziehen. Es dauerte aber nicht lange, bis meine Frau mir auf die Schliche kam. So wurde ein Termin auf der Gemeinde anberaumt. Dieser verlief für mein Empfinden sehr entspannt, konstruktiv und wurde rasch abgewickelt. Nun waren wir „Geschäftsleute“.
Bild „Prost“
Wegen der erfolgreichen Geschäftsanmeldung lud ich meine Frau zu Kaffee und Kuchen ein. Daraus wurde dann aber nichts. Während der Fahrt zu dem von uns favorisierten Lokal fiel meiner Frau wieder eine Anzeige aus unserem lokalen Wochenblatt ein. Die kurze Frage ihrerseits, ob ich denn „da jetzt schon angerufen hätte?“ wurde von mir mit einem ebenso knappen „Nein“ beantwortet. Warum? Dieser Anzeige war als Text nur zu entnehmen, „Gewerbefläche zu vermieten“ und eine ortszugehörige Telefonnummer. Mehr nicht. Keine Flächenangabe, keine Lageangabe und auch keine Angabe hinsichtlich des erwarteten Mietzinses. Des „lieben Friedens Willen“ fuhr ich auf den nächsten Parkplatz und wählte die angegebene Nummer.
Bereits mit dem zweiten Freizeichen meldete sich eine männliche Stimme. Ich dachte sofort „schlechtes Zeichen, da wartet Einer nur auf den Anruf“. Ob meines Zögerns ergriff meine Frau das Wort, da das Handy in der Freisprecheinrichtung unseres Autos steckte. Sie fragte kurz die relevanten Eckdaten ab und bekam immer sofort kurz, knapp und sachlich die erforderlichen Informationen. Finale Frage unseres unbekannten Gegenübers war „und, ham Sie Interesse?“. Ohne meine Meinung einzuholen bejahte meine Frau dessen Frage. Ich dachte mir nur „na sei´s drum“. Da mir die Lage des Objektes bekannt war fuhr ich los, wendete bei der nächsten Gelegenheit und aus dem Kaffee wurde nichts, da der vereinbarter Termin in die entgegengesetzte Richtung führte.
Bild „Landschaft“ (Zugspitze 04/2014 (Damp))
Am vereinbarten Treffpunkt erwartete uns bereits der Eigentümer. Dieser war mit einem Mountainbike der „ersten Generation“ in typischer Allgäuer Arbeitskluft „angereist“. Also nix mit Lederhose und feinem Zwirn, sondern blaue Latzhose und Gummistiefel. Ein Mann der Tat. Für einen Allgäuer erwies sich dieser aber als gesprächig und eloquent. Freundlich begrüßte er uns. Ich schätzte ihn auf Ende Sechzig – Anfang Siebzig. Der Jahreszeit entsprechend, Ende November eigentlich normal, trug dieser eine handgestrickte Pudelmütze, jedoch stach mir sofort sein kugelförmiger Ohrring ins Auge. Cool; dachte ich mir. Erinnerte mich jener doch an meine eigenen „wilden“ Jahre. Wie ein Magnet wirkten jedoch seine lebenslustigen, hellen, regen und ausdrucksstarken Augen auf mich. Seine lockere, aufgeschlossene und humorvolle Art war ich von der hiesigen Bevölkerung eigentlich nicht gewohnt. Auch meine Frau nicht. Wir waren beide positiv überrascht. Die beiderseitigen Lachfalten an den Augen und den Mundwinkeln passten ins Bild. Der Drei-Tage-Bart rundete sein Erscheinungsbild ab. Das ging ja schon mal gut los. So was war uns in den bereits absolvierten Begehungen und Verhandlungen noch nicht vorgekommen. Wir waren positiv gespannt auf das was nun geschehen würde.
Bild „Kiesplatz Richtung Westen“
Von unserem Treffpunkt aus führten drei Wege in die von mir vermutete Richtung. Rechts zu einem Garagentor (zu wenig Fläche), Mittig über eine Auffahrt zu einem mit Brettern beschlagenen Heuboden (im Winter saukalt) und links in eine Einfahrt hinunter. Wir wählten zu meiner Erleichterung den linken Weg zu einer dreiflügligen, verglasten Werkstatttüre. Diese lies sich nur schwer öffnen, begleitet von den Worten „war scho lang nimmar auf“. Hierfür war die plausible Erklärung sofort parat - unseren Augen präsentierte sich nämlich ein leerer Viehstall.
Bild „alter Viehstall“
Aber irgendetwas passte nicht. Überall waren Starkstromsteckdosen und Druckluftleitungen angebracht. Die vorhandenen Futterrinnen am Boden und die „Krägen“ für die Kühe waren ja nachvollziehbar. Aber der Rest? Auch hierfür wurde die Erklärung alsbald geliefert. In den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts wurde das Gebäude geplant, gebaut und zu landwirtschaftlichen Zwecken genutzt.
Bild „Traktor in Scheune“
In der darüber befindlichen Tenne befand sich eine Legebatterie mit über eintausend Legehennen. Zum Wechsel in die sechziger Jahre wurde die Landwirtschaft aufgegeben um in den Räumlichkeiten eine Kfz-Werkstatt zu etablieren. Diese wurde dann vom Vorbesitzer bis Ende 2011 betrieben. Daher also der Kraftstrom und die Druckluftleitungen.
Bild „Werkstatt“ von Gutachter Bolz
Darauf folgten mehrere kurze, schnell wechselnde Mietverhältnisse, ebenso im Kfz-Bereich angesiedelt. Aus diesem Grund heraus nahm der Eigentümer vermutlich erfreut zur Kenntnis, dass wir etwas ganz anderes vorhatten. Laut seinen Schilderungen kam es vor allem bei den letzten Vermietungen immer wieder zu Problemen zwischen den Mietern und den Bewohnern der umliegenden Wohnhäuser wegen des Lärmes. Vor allem am Wochenende. Von daher hatte die Frage seinerseits nach unseren Produktionszeiten oberste Priorität. Was wir herstellen wollten, war erst mal nebensächlich. Als nächste Frage kam dann ob und wenn ja mit welchen Maschinen gearbeitet würde. Auch diese Frage wurde von uns zu dessen Zufriedenheit beantwortet. Nachdem noch weitere Punkte besprochen wurden, waren wir uns schnell handelseinig. Die Halle war groß, es gab eine Räumlichkeit für Lager und Versand sowie eine Fläche, welche als Büro für meine Frau (sehr zur Erleichterung des Steuerberaters) genutzt werden konnte. Meiner Frau und mir gefiel dieses Objekt. Es hatte so ein gewisses Flair. Auch wenn ich bereits nach ca. einer Viertelstunde bereits einschätzen konnte, was da an Arbeit auf mich zukommen würde. So wurde nach kurzer Zeit der verbale Mietvertrag geschlossen. Wir wollten uns schon verabschieden, als es dann doch noch zur finalen Fragestellung kam: „Was macht´s denn eigentlich?“. Nachdem wir ihm kurz unsere Idee und das damit verbundene Konzept eingehend erklärt hatten, wich seine anfängliche Zurückhaltung und er erkannte zwei Dinge: Erstens, dass wir uns ernsthaft mit dem Vorhaben auseinander gesetzt hatten, und
zweitens, dass daraus ein dauerhaftes Mietverhältnis entstehen könnte. Aus diesem Grund unterstützte er uns dann auch durch Investitionen seinerseits in die Bausubstanz.
Bild „Werkstatt während der Renovierung“
Auf mich aber kamen viele arbeitsintensive Wochen zu, in welchen ich unsere Produktionsfläche so gestaltete, wie sie sich jetzt präsentiert.
Bild „Produktionsfläche jetzt“